Samstag, 15. März 2014Rasenmähen
Heute, liebe Neider, möchten wir euch mal zeigen, dass das Segelerleben nicht immer nur Drinks und Livemusik in der Strandbar ist.
Na gut, kurz können wir ja ein aktuelles Beispiel dieses Teils des Seglerlebens streifen. Wir waren am Freitag noch kurz in der Ticki Bar hier in der Prickly Bay, wo das Leben tatsächlich hauptsächlich Drinks und Livemusik ist. Und Pizza. Zuerst war eine Steelband (1) auf der Bühne, danach hat eine Reggae-Formation für uns gespielt. Beides passt exzellent zum hiesigen Klima. Aber das ist heute nicht das Thema. Vielmehr wollen wir von Männer und Schiffen mit Bärten erzählen. Saint Monday hat in Mindelo begonnen, einen leichten, pubertären Flaum um den Wasserpass anzusetzen. Dieser ist mittlerweile zu einem veritablen Schnauz angewachsen, so konnte das nicht weitergehen. Drum ist Mr. Monday mit Baby Monday zur Rasur ausgerückt. Endlich haben wir einen Vorteil an unserem klitzekleinen Modellschlauchboot gefunden. Nein, nicht die Geschwindigkeit (2), sondern dass es einen so kleinen Freibord (3) hat, dass man dem Bewuchs bequem (4) mit Schaber und Bürste zu Leibe rücken kann. Jetzt sieht’s wieder ordentlich aus und macht den Schweizern keine Schande mehr. (1) Das sind die mit den umgekehrten Ölfässern. Hat sentimentale Erinnerungen an eine Schulhauseinweihung, leeren Tabakdosen (naja, nachher waren sie leer, wir waren so um die 7 Jahre alt) in mir wachgerufen. Und dass diese dann doch nicht ganz vergleichbar geklungen haben. (2) Baby Monday ist nicht gleitfähig. Wir können nur neidisch unseren Nachbarn mit ihren Festrumpfdingis nachschauen. (3) Das ist der Abstand vom Wasser bis zur oberen Kante (4) „Bequem“ beschreibt die Haltung nicht ganz optimal. Aber es gab keine Knochenbrüche und fast keine Schürfungen. Freitag, 14. März 2014Unterwasser
Ja, bravo. Was haben wir uns Mühe gegeben. Ein Jahr lang immer Sonnenschutzfaktor 50+, immer von Schatten zu Schatten gehüpft. Aber jetzt sieht Mr. Monday trotzdem aus wie ein gekochter Lobster (1).
Wir waren schnorcheln mit Native Spirit Scuba (2). Ein perfekter Ausflug zu drei Schorchelspots mit Fischen, Korallen, Sandwiches, Fruchtsaft, Rumpunsch und eben, Sonne. Als Segler sind wir eher gemütliche Naturen, welche die Langsamkeit und Ruhe der Yacht geniessen. Trotzdem, die satten 500PS des Tauchboots haben uns beeindruckt. „Juliette“ ist etwa gleich gross wie „Saint Monday“ und uns hat der Wind beim Segeln auch schon kräftig um die Ohren geblasen. Aber 40 Koten … Fahrtwind (3)! Die Unterwasserwelt war beeindruckend. Wir haben 3 sehr verschiedene Orte besucht. Zuerst einen Unterwasser-Skulpuren-Park, wo man ein künstlerisch wertvolles Riff züchten möchte. Anfangs fast ein bisschen gruselig, man fragt sich, ob mafiöse Betonschuhmacher am Werk waren? Die Fische machen’s aber farblich sehr sehenswert. Bei den anderen Riffen haben sich die Fische auch nicht lumpen lassen und ihre prächtigen Sonntagsanzüge präsentiert. Was uns im Vergleich mit unseren anderen Schnorchelplätzen am meisten überzeugt hat, war die absolute Abwesenheit von Strömungen (4). Du liegst wie im Liegestuhl und kuckst Fische an. Kein Wunder dass der Mr Monday ein wenig die Zeit vergass und sich farblich den Fischen annäherte. Nicht den Blauen, obwohl es Rumpunsch gab. Den Roten natürlich! (1) … und nackt wie eine Österreichflagge (mit Haaren). Passt zur Yacht, die ist aus Österreich. (2) www.nativespiritscuba.com. Die Tauchschule von Adrian und Rahel. Rahel hat uns indirekt sehr zu dieser Reise motiviert. Sie ist wie Mr. Monday aus Oberstammheim und hat uns von Grenada und der Tauchschule erzählt, als wir sie 2012 zuhause getroffen haben. (3) Ja, das Speedboat ist so schnell. Saint Monday ist zwischen 5 und 6, im Schnitt… (4) Sorry Tobago Cays, sorry Mopion, sorry Sandy Island. Ihr seit zwar atemberaubend schön, aber bei euch muss man ständig paddeln! Noodle Soupe
Wir waren sehr grosszügig, damals auf den Kanaren im Supermarkt. Überschlagsmässig haben wir die Tage für unsere Atlantiküberquerung geschätzt, die Tage zu den Kapverden dazugerechnet und dann grosszügig aufgerundet.
Dann haben wir diese Zeit verdoppelt (1) und für jeden Tag eine Pastamahlzeit aus dem Barilla-Regal (2) eingekauft. Damit es nicht so eintönig wird, haben wir den Vorgang nochmals wiederholt und den Vorrat ergänzt mit Kartoffeln, Polenta und verschiedenen Reissorten. Dazu noch einige süsse und salzige Leckereien für zwischendurch, nicht zu vergessen die Familienpackungen (Mehrzahl!) Zwieback (3). Es kam noch Wasser dazu. Neben den 400l im Tank hatten wir noch ca. 170l Trinkwasser in Flaschen dabei. Kurz und gut, unsere grosszügigen Küchenschränke zuhause haben noch nie so viele Vorräte gesehen wie in die kleinen Schapps von Saint Monday gestopf waren. Wir hätten 60 Tage auf See driften können (4), Hunger wäre kein Thema gewesen. Nun, wir hatten 16 Tage, klar, dass wir nicht ganz alles aufgegessen haben. Ein Dilemma, man möchte hier ja nicht auf die lokale (5) Küche der Seafront-Restaurants verzichten. Mal sehen, ob uns da noch eine Lösung einfällt. PS: Wir hatten auch noch eine Anzahl dieser asiatischen Instant Noodle Soupes dabei. Ja, diejenigen, wo man für 80 Cent in 3 Minuten eine vollständige Mahlzeit zaubern kann. Wenn man mal nicht viel Zeit zum Kochen hat, auf See, so der Gedanke. Nun, zum Kochen braucht man die Zeit nicht. Aber bei Seegang Suppe zu essen hat sich als eher umständlich und zeitintensiv dargestellt. (1) Man weiss ja nie! (2) Verschiedene Formen von Pasta und ganz leckere Fertigsaucen (Bolo, Pesto, Naplitana, das ganze Sortiment) (3) Nur für den Fall, dass man sich zu unwohl fühlen würde, um andere Nahrung zu sich zu nehmen… (4) Wenn wir ohne Antrieb und ohne Segel einfach in der Strömung gedriftet wären, hätten wir etwa so lange gebraucht. (5) Neben der lokalen Küche von hier kriegt man auch lokale Küche von wo anders. Zum Beispiel aus Bayern. Montag, 10. März 2014Fahrt nach Grenada
Segeln, aber richtig! 31 Seemeilen sind es von der Tyrell Bay (1) nach St. Georges (2), wenn man die Stelle mit dem Unterwasservulkan grosszügig umfährt.
Wir haben aufgehöhrt zu zählen, aber auf diesen 31 Meilen haben wir mehr Segelmanöver gemacht als auf den zweitausendundachzig auf dem Atlantik. Ehrenwort! Viel mehr! Der Wind hat es gut gemeint mit uns und hat uns fast alle möglichen Segelstellungen ausprobieren lassen, die man an einem Segelboot einstellen kann. Anfangs hat er uns eher verhalten aus räumlicher Richtung gehaucht, sodass wir alles Tuch rausgehängt haben wie an Grossmutters Waschtag. Dann hat er plötzlich fröhlich um die Kaps rumgepfiffen und uns beim Reffen und Dichtholen schwitzen lassen. Später wieder abgeflaut, im Lee von Grenada ganz weg, nur um uns fünf Minuten später mit böigen Fallwinden auf einen Amwindkurs zu zwingen. Es war alles dabei! Ausser Wellen. Die Atlantikdünung war kaum zu spüren. Es hat Spass gemacht. Nun sind wir in Saint Georges. Saint Monday durfte das erste Mal seit Mindelo wieder in einer Marina anlegen. Sie hat sich sehr gefreut, darf sie doch wieder mal so viel Landstrom schlürfen, wie sie will. Die reparierten Solarpanels haben es zwar fast, aber nicht ganz geschafft, unsere Batterien vollzuladen, drum ist das Kabel eine gern gesehene Alternative. Baby Monday hat kurz Pause. Wir können ohne nasse Füsse an Land und ohne nasse Hosen wieder zurück (3). Das machen wir auch oft, aber davon berichten wir dann später. (1) Auf der Insel Carriacou (2) Auf der Insel Grenada (3) Baby Monday ist das kleinste Dinghi in der Karibik. Es ist zwar jetzt Luftdicht, aber die Wellen schwappen ganz gerne über den klitzekleinen Freibord. Unsere trickreiche Dinghifahrkunst richtet sich darauf aus, dass wir jeweils einen Dinghisteg aussuchen, den wir mit Wind und Wellen von Hinten anlaufen können. Dann kommt nur wenig Wasser rein und wir erreichen das Land mit leidlich trockenen Kleidern. Jetzt ratet mal, von wo Wind und Wellen auf dem Rückweg kommen (bei solch beständiger Wetterlage wie hier). Genau, wir bleiben selten trocken. Carribian Carneval
In Trinidad (1) soll er ja toll sein, der Karneval. Wir wollten hinfahren. Bald hat sich herausgestellt, dass dieser kleine Abstecher (100sm von Grenada aus) in der Kürze der Zeit nicht drin liegt. Wir hätten auf einige traumhafte Ankerplätze in den Grenadinen verzichten müssen (was für ein Stress!).
Unsere Segelfreunde von der SY INTI haben vom Karneval in Mindelo berichtet (2). Wir hätten ja warten können, es war ja schön da. Aber dann hätten wir auf ein paar hübsche Ankerplätze in den Grenadinen verzichten müssen (seufz!). Aber ihr kennt uns, wir wollen „de Füfer und s Weggli“. Und wir kriegen es auch! Auch auf Carriacou ist Karneval und wir haben gerade noch den 2. Karnevalstag mitnehmen können. Der Umzug ist vielleicht etwas kleiner und ein bisschen weniger farbig (3), die Lautstärke aber … Weltklasse! Da wurden die ganz grossen Boxen auf die kleinen Lastwagen gepackt und DJ und Rapper haben unzweifelhaft jedes einzelne Watt Musikleistung ausgenutzt. Es ist auch sehr angenehm, dass man von Petit St. Vincent kommend direkt vor dem Karneval in Hillsborough ankern (4) konnte, rechtzeitig zum Umzug mit Customs and Immigration fertig ist und direkt loslegen kann. Noch besser ist es, wenn man sich nach einer lauten Nacht wieder ins türkisblaue Wasser vor Sandy Island zurückziehen kann. (1) Am 3. Und 4. März (2) www.radiopelicano.de (3) Die Insel hat ja auch nur 6000 Einwohner (4) Leider hält der Ankergrund vor Hillborough wirklich schlecht, zumindest bei unserem Anker. Das erste Mal auf unserer Reise ist der Anker gerutscht, da schläft man anschliessen schlecht. Oder lag das an den pumpenden Bässen? Dienstag, 4. März 2014Die Grenadinen
Unsere Segelstrecken sind kurz geworden. Die grenadinentypischen Tagesschläge könnte man locker auf den Bodensee packen, alles ist so nahe beieinander. 4sm von den Tobago Cays nach Mayreau (1), von da aus 5sm nach Union Island (2) und dann eine lächerliche Seemeile nach Palm Island (3). Dann nochmals 5sm nach Petit St. Vincent (4). Zwischendurch noch einen Badestopp auf Mopion (5). Sehr gemütlich! Wir ankern mehrmals täglich an unterschiedlichen Orten, baden und schnorcheln ein bisschen und ziehen dann weiter. Böse Zungen behaupten, dass die Ankerkette mehr Meilen macht als die Yacht…
(1) Mayreau, recht ursprüngliche Karibik. Ein kleines Dörfchen und zwei sehr ansprechende Ankerbuchten. Wir treffen ein Boot mit Schweizerflagge unter der Saling (genau wie wir) und verbringen einen Abend bei Rumpunsch. Zuerst versuchen wir es mit einem Mix aus Französisch und Deutsch, mit dem dritten Punsch einigt man sich dann auf Englisch für die Verständigung über den Röstigraben hinweg. (2) Union Island, die südlichste Verwaltungsinsel vom Staat St.Vincent. Hier müssen wir ausklarieren. Wir verbringen einen Abend mit Hirom, einem einheimischen Säufer. Er zeigt uns den Ort und erzählt uns seine Geschichten von seinen Reisen in die Schweiz. (3) Palm Island ist eine private Hotelinsel mit wunderschönen Sandstränden. Wir kommen von Union rüber für einen Drink, aber zum Übernachten fahren wir wieder zurück in die geschützte Ankerbucht von Clifton Harbour auf Union. Man hat’s ja nicht weit. (4) Auch Petit St. Vincent ist eine von Riffen und Sandstränden umgebene Privatinsel. Ein kleines karibisches Luxushotel. Wir nehmen den Sundowner in der Strandbar, bevor uns der Cesarsalat serviert wird. Die ganze Zeit haben wir die Füsse im Sand. (5) Mopion ist eine Modell-Karibik-Insel im Massstab 1:10. Härzig! 15 Schritte durch feinsten Sand in die eine Richtung, 20 in die Andere, Sonnenschirm drauf, fertig. Nicht zu vergessen das spektakuläre Riff zum Schnorcheln darum herum. Sonntag, 2. März 2014Bojen im Paradis
Tobago Cays! So kann man sich das Paradies vorstellen! Ein Riff mitten in der karibischen See!
Was uns erstaunt hat, ist, dass es im Paradies Festmachbojen hat, sodass man selbst hier kein Vertrauen in den eigenen Anker haben muss. Wir haben munter angelegt. Die Parkranger (das Paradies ist ein Naturschutzgebiet) haben uns erstaunlicherweise komplett ignoriert. Vielleicht ist Saint Monday zu klein und zu unauffällig, vielleicht haben sie aber das „Saint“ gesehen und gedacht: „Aha, Personal, die gehören hierher!“. Es muss im Paradies ja ein paar Heilige geben, nicht nur Fische und Schildkröten. Also sind wir gratis im Paradies gewesen. Damit wir noch ein paar repräsentative Fotos (1) machen konnten, sind wir extra mit dem Dinghi rumgefahren: (1) ENTSCHULDIGUNG! Das WLAN im Paradies lässt noch zu wünschen überig. Die Fotos wurden nicht korrekt hochgeladen... Donnerstag, 27. Februar 2014Tobago Cays
Mal ganz nüchtern und emotionsfrei bilanziert: Es ist besser, in der Karibik zu sein, speziell in den Tobago Cays als, sagen wir, in Winterthur (zufällig ausgewähltes Beispiel). Hier hat es kein Hochnebel, nein, das hat es nicht!
Aaaaber, werden nun einige Leser sagen, in Grindelwald (auch ein völlig zufällig ausgewähltes Beispiel) hätte es auch keinen Hochnebel und es wäre sogar ohne eine neunmonatige Anreise erreichbar. Nun, das stimmt natürlich, wobei ich mir nicht vorstellen möchte, dort längerfristig in Badehosen rumzulaufen. Ah ja, Ms Saint hat wieder mal ein paar informative Farbfotos für euch gemacht: Mittwoch, 26. Februar 2014Aaaahhhh!!! Brad Pitt!!!!
Wir sind auf Mustique, der Insel der Schönen und Reichen. Mick Jagger, Tomy Hilfinger, you name it, alle haben eine bescheidene 2000qm Robinsonade auf dieser kleinen Privatinsel.
Und wir dürfen mit unserer winzig kleinen Yacht an einer Boje davor festmachen! Wir dürfen 200EC$ (70CHF) dafür bezahlen und uns in Basil’s Bar für nur 25EC$ (1) einen kleinen Drink kaufen! What an honor! Stars haben wir keine gesehen, aber die Palmen sind auch schön! (1) Normalerweise gibt es für 11EC$ einen Rumpunsch (Nicht den Sirup vom Weihnachtsmarkt, nein, hier ist das kalt, besteht aus Rum und irgendwelchen Fruchtsäften in homöopathischen Mengen) Dienstag, 25. Februar 2014Bequia
Wir sind richtig in der Karibik! Barbados war ja noch im Atlantik und nur teilweise auf Yachttourismus vorbereitet. Hier in Bequia ist das ganz anders. Hier atmet man Yachttourismus.
Hier kannst du alles bequem am VHF organisieren. Die Wäsche wird abgeholt und sauber, pünktlich und zu vernünftigen Preisen wieder abgeliefert. Für Wasser und Diesel kommt ein Do-It-Yourself-Tanker (siehe Foto) vorbei. Jedes Restaurant hat einen Steg, an dem man bequem mit dem Dinghi anlegen kann. Fehlt nur noch der Pizza-by-Boat-Delivery. Wobei, es gibt Lobster-, Früchte- und Brotlieferservice, da wird es wohl auch Pizza geben. Wir haben nur nicht gefragt, so ist es wohl. Überhaupt, Stichwort Dinghi. Unsere „Baby Monday“ hat hier in der Karibik ihren grossen Auftritt. Seit Mr Monday in Las Palmas den Profi-PVC-Klebstoff grosszügig und bedienungsanleitungsgerecht (1) angewandt hat, ist die kleine nun stubenrein und behält die Luft. Zusammen mit „Mariner“ bringt sie uns nun zuverlässig (und manchmal etwas feucht) an Land. (1) Gott gebe, dass es klebe! Sonntag, 23. Februar 2014Barbados II
Wieder einmal, nicht das erste Mal auf dieser Reise, hat Käpt’n Zufall ein sehr vorteilhaftes Ziel ausgewählt. Wenn der Autopilot gehalten hätte, wären wir nicht in Barbados an Land gegangen. Und das wäre, mit Verlaub, äusserst Schade gewesen.
Bridgetown ist nämlich eine sehr hübsche Stadt. Aber es sind die freundlichen Menschen, welche den Ort so besuchenswert machen. Es ist wirklich eine Freude! Angefangen beim Customs Officer (Zöllner), für welchen wir natürlich ein paar Formulare ausfüllen mussten, sowohl bei der Einreise als auch bei der Ausreise. Er ist sehr bemüht, uns Tips zur Insel zusammen zu suchen und telefoniert noch ein wenig herum, wo wir den Chandler finden. Das Vertrauen hergestellt, bittet er uns schliesslich, ob wir für ihn Zollfrei einkaufen gehen können und gibt uns entsprechend Geld für Schokolade und Whisky mit. Auch sonst sind die Locals immer für ein Schwätzchen und gute Tips zu haben, und der Autopilot-Ersatzriemen ist ruck-zuck besorgt. Um die Insel zu erkunden haben wir uns auch diesmal wieder ein Taxi gemietet. Wir haben keinen Chauffeur, sondern einen exzellenten Fremdenführer erwischt, welcher uns Geschichte, Geologie und Politik der Insel während der Rundfahrt erklärt hat. Eigentlich Schade, dass Barbados nicht so gut auf Yachttourismus, sondern eher auf Kreuzfahrtschiffe eingestellt ist. Zwei bis vier dieser Riesenkähne überschwemmen die Stadt tagsüber mit Touristen. Abends ist es dann friedlich. Es gibt keine Marina, wir Ankern in der schaukligen Bucht. Baby Monday müht sich redlich, um uns halbwegs trocken an Land zu bringen. Langeweile
Ja, der Atlantik. Man kann jetzt nicht behaupten, dass wir während den 16 Tagen einer besonders abwechslungsreichen Umgebung ausgesetzt waren. Normalerweise (abgesehen von den ersten und den letzten 5h) sieht man aussenrum nur Wasser. Ausser Nachts, da sieht man gar nichts (1).
Insgesamt ist die Fahrt über den grossen Teich also gepflegte Langeweile, unterbrochen nur vom mittäglichen eintragen des Positionskreuzes auf der Seekarte. Es gibt sonst nicht viel, was die körperliche Lethargie nachhaltig auflockern könnte. Segelmanöver? Im Vergleich zur Wegstrecke doch eher homöopathischer Natur. Essen? Na gut, das Kochen hat teilweise einen akrobatischen Anteil, aber wir hatten eher wenig Appetit um uns über die Malzeiten zu freuen. Lesen? Ja, gern und viel. Allerdings eher leichte Kost, denn auch hier hat die Lethargie geistige Höhenflüge zur schnellen Landung gezwungen. Offensichtlich wird ein nicht unwesentlicher Bestandteil des Gehirns zum Bewältigen des Schwankens beansprucht (2). Ein interessantes Phänomen, dieser Zustand der gepflegten Langeweile. Ich kenne dieses Gefühl aus meiner Kindheit, und ich habe es damals schon geliebt. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass solche meditativen Zustände für die Entwicklung des Gehirns enorm wichtig sind (3). Da es nicht zuletzt unser Gehirn ist, welches uns mit Ideen versorgt und welches, wenn wir es zulassen, auch mal eine gute Idee ausarbeitet. Wenn man ihm genug Zeit lässt, kann es etwas wie von allein aus den verschiedenen Blickwinkeln überdenken und verschiedenste Aspekte verarbeiten. Eine Segelreise hat ein ungeahnt höheres kreatives Potential als jede sogenannte Kreativitätsmethode. Brainstorm my ass! Vergiss TRIZ, geh segeln! (4) (1) Diese Behauptung ist eventuell nicht ganz gerecht. Natürlich verändert sich die Umgebung. Aber eher in Nuancen. Die Wellen sind mal grösser, mal kleiner, mal gleichmässiger, mal ekliger. Man nimmt auch Veränderungen in der Art und Dichte der Bewölkung wahr. Die Nacht ist ebenfalls ganz interessant, wir haben einen Mondzyklus vom Leermond (finster wie in einem Kuhmagen) zum Vollmond erlebt. (2) Alle Atlantikfahrer, mit welchen wir uns unterhalten haben, berichteten von ähnlichen Erfahrungen. (3) Das sagt auch die Wissenschaft. (4) Du chasch au go Gummiböötle, id Hängematte liegge oder go wandere, wenn kei Yacht hesch. Aber gönn deinem Hirn die Freizeit. Samstag, 22. Februar 2014Angst
So eine Atlantiküberquerung ist ein gewaltiges Abendteuer und wir hatten eine gehörige Portion Angst davor!
Verschiedene Ängste haben uns heimgesucht, die gesamte Palette der Befürchtungen haben wir durchgespielt. Da sind einerseits die diffusen Ängste vor den schlimmsten Ereignissen, die einem einfallen: dem Leck, welches das Boot absaufen lässt oder dem Umfall bzw. der Krankheit, welche nicht behandelt werden kann. Das ist zwar schlimm, ist aber doch eher unwahrscheinlich. Auch ganz oben auf der Horrorliste ist, dass einer ins Wasser fällt, während der andere schläft. Andererseits sind es konkrete Befürchtungen vor Dingen, welche nicht lebensbedrohlich sind, aber doch zu einer sehr unkomfortablen Situation führen kann. Wir haben von Anfang an befürchtet, dass der Autopilot nicht durchhält. Entweder weil er kaputt geht oder weil wir zu wenig Strom haben, um ihn zu betreiben. Nun hat ja das Gefühl der Angst eine positive Funktion und es geht keineswegs darum, die Angst zu bekämpfen. Angst macht dich vorsichtig, Angst lässt dich sorgfältig in der Vorbereitung werden und Angst gibt dir eine kritische Sichtweise auf dein Unterfangen. Andererseits kann dich die Angst auch blockieren und dich zum risikoscheuen Stubenhocker machen. Solange du dir bewusst bist, dass du Angst hast, ist noch alles in Ordnung. Es ist nicht das Ziel, keine Angst mehr zu haben, sondern es ist das Ziel, mit der Angst umzugehen und damit zu leben. Eine der wichtigsten Erfahrungen dieser Reise, welche in einer Atlantiküberquerung ihren Höhepunkt gefunden hat, war die schrittweise, natürliche Erweiterung unserer Komfortzone. Das macht Spass und ist unglaublich gut für’s Selbstvertrauen. Am Anfang hatten wir noch die Hosen voll, wenn wir nur schon abgelegt haben und eine Meile rausgefahren sind. Bald ist das normal geworden, aber wir sind fast gestorben vor Schiss, als wir unsere erste Nachtfahrt nach Brindisi gemacht haben. Später hatten wir Angst vor der Strasse von Gibraltar, und vor jeder weiteren Etappe. Wir hatten Angst vor Sturm und Gewitter. Aber mit jeder Erfahrung ist auch die Erkenntnis gekommen, dass wir auch ziemlich haarsträubende Situationen handhaben können. Wenn man erst mal mitten im Ereignis ist, gibt es keine Angst, sondern nur eine Aufgabe. Das war so bei dem Motoraussetzer in Vis, das war so beim Sturm in Spanien und beim Autopiloten auf dem Atlantik. Jede Erfahrung hat unsere Komfortzone erweitert und unsere Lust auf mehr geweckt, uns die Möglichkeit gegeben, einen weiteren Schritt zu gehen. Immer einen weiteren Schritt über die neu verhandelten Grenzen der Angst. Natürlich haben wir jeden Schritt über diese Grenzen jeweils sorgfältig vorbereitet, uns den Schritt über die Grenzen sozusagen mit dicken Kissen ausgepolstert. Desswegen haben wir ein Satellitentelefon, desswegen haben wir neue Wanten, neue Saildrivemanschetten, Motorservice, ein neues Segel, einen neuen Autopiloten. Alles Massnahmen, um unseren Befürchtungen gerecht zu werden, um in der persönlichen Risikoanalyse ein wenig mehr auf der Sonnenseite zu sein. Trotzdem, die Angst fährt mit. Wenn man mit ihr lebt, kann man erstaunliche Erfahrungen machen. Freitag, 21. Februar 2014Nachtfahrt
So, jetzt haben wir den Atlantik endgültig überquert und verlassen. Gestern Nachmittag haben wir Barbados verlassen und heute morgen sind wir in der Karibischen See angekommen. Wir sind auf der Insel Bequia eingetroffen.
Schön ist sie, die Karibik! Nun haben wir genug vom Streckensegeln über Nacht. Es trifft sich gerade gut, dass wir nun nur noch ganz, ganz kurze Strecken zurücklegen müssen zwischen den Anker- und Schnorchelplätzen... Montag, 17. Februar 2014Barbados
Das wir hier richtig sind, haben wir auf den ersten Blick in die Cocktailkarte erkannt! Endlich wieder ein gescheiter Mai Tai!
Nun mussten wir uns monatelang mit PinaColada und so durch Italien, Spanien und die Kanaren fasten. Von Marokko wollen wir gar nicht sprechen, ich sage nur "Multivitaminsaft". Endlich ist der es wieder gut! Wie in Kroatien beherrscht man hier den Umgang mit verschieden Rumsorten in Kombination mit ausgewählten Fruchsäften. Ausserdem sind die Leute hier äusserst freundlich! Man ist hier wirklich gerne gesehener Gast. Nicht zu erwähnen brauche ich die klimatische Gestaltung der Umgebung, welche sehr badehosenfreundlich ausgeführt ist (inkl. 24° Wassertemperatur)
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