Wir sind in Mindelo angekommen. Kaum sind wir auf den Steg gesprungen, da wurden wir auch schon von der Presse belagert. Hier ein Auszug aus dem Interview, welches wir gegeben haben
Reporter: Ihr wart jetzt sechs Tage auf See, gratuliere! Habt ihr gekotzt?
Ms. Saint: Nope
Mr. Monday: Diesmal nicht
Reporter: Wirklich? Keine Seekrankheit?
Mr. Monday: Mit diesmal meine ich unsere gesamte Reise, die jetzt immerhin schon 208 Tage dauert, davon 106 Seetage.
Ms. Saint: Ich bin glücklicherweise recht robust in dieser Beziehung. Aber mal unter uns, Mr. Monday wirft sich schon mal ein halbes Stugeron ein.
Reporter: Ihr seid sechs Tage auf engstem Raum zusammen, ohne euch ausweichen zu können. Führt das nicht zu Streit?
Mr. Monday: Nein, wir harmonieren bestens. Wir sind beide ausgebildete Skipper und können uns voll aufeinander verlassen.
Ms. Saint: Wir sehen uns gar nicht so viel, es ist ja immer einer 3h auf Wache und hält sich vor allem auf der Brücke oder im Kartenraum auf. Der Andere hat frei, und ist entweder in seiner Suite vor dem Entertainment-System, im Wellnessbereich oder in der Kombüse. Das Schiff ist gar nicht so klein, wie man von aussen denkt.
Reporter: Das würde man tatsächlich nicht denken. Wie war denn die Überfahrt hierher?
Ms. Saint: Die ersten zwei Tage waren nicht lustig, dann war's gemütlich.
Mr. Monday: Nicht lustig, das kann man laut sagen! Es ist ja normal, dass es ein, zwei Tage dauert, bis sich der Körper an den 3h-Schlafrythmus gewöhnt hat. Da bist du dauernd müde. Wenn dich dann noch 3m-Wellen und 7bft Wind am Schlafen hindern, da hört der Spass auf!
Ms Saint: Ach, nach zwei Tagen war‘s vorbei und der Herr konnte wieder ausschlafen. Da wurde es doch richtig schön.
Mr. Monday: Ja, als wir die Genua endlich ausbaumen konnten und die Wellen nachliessen. Aber es war immer bewölkt, das hat der Solarbilanz gar nicht gefallen!
Ms. Saint: Du musst auch immer rummotzen. Dafür mussten wir fast nicht motoren. Nur ganz am Anfang mussten wir aus dem Hafen rauspaddeln, zum Glück hat uns unser Yanmar da unterstützt. Und die letzten 5h vor der Ankunft.
Reporter: ...Bitte! War‘s seglerisch wenigstens anspruchsvoll? Du hast was von ausbaumen erzählt.
Mr. Monday: Ja, wir haben den Passatwind entdeckt, man weiss ja, viel Vorwindkurs, da baumt man die Genua natürlich aus, ist doch klar!
Ms. Saint: Wir mussten erst im Buch nachlesen, wie das geht mit dem Topnant, dem Nieder- und Achterholer. Wir haben das ehrlichgesagt das erste Mal gemacht.
Mr. Monday: Öh...
Ms. Saint: Wir haben es auch nur einmal gemacht, danach mussten wir an den Segel nix mehr ändern bis ins Ziel. Von dem her war‘ s easy.
Reporter: Das hört sich nicht nach viel Aufwand an. Was macht ihr überhaupt den ganzen Tag?
Mr. Monday: Es gibt schon ein paar Sachen zu tun. Die Solarpanels putzen, kochen, Logbuch führen,...
Aber man kann es sich schon einteilen, ja nicht zu viel auf einmal.
Ms. Saint: Wir schlafen viel, es braucht mehr Stunden, um sich auszuruhen mit unserem Wachrhythmus. Und wir lesen uns quer durch unsere Bibliothek.
Mr. Monday: Du brauchst auch für alles länger, wenn deine Welt schwankt. Man muss jeden Schritt planen, sich immer festhalten. Da wird schon der Gang aufs Klo zum Event, von dem man sich anschliessend ein wenig ausruhen muss.
Reporter: Wird euch nicht langweilig?
Mr. Monday: Was ist so schlecht an Langeweile? Ich finde diese Art von Meditation äusserst wichtig, ja sogar Voraussetzung für Kreativität. Es entstehen erstaunliche Ideen, wenn man sich der Dauerunterhaltung entzieht.
Ms. Saint: Ich finde es immer noch spannend. Das Meer fasziniert nach wie vor. Es ist immer anders, man kann stundenlang zukucken. Und manchmal kommen Delfine! Eine riesige Gruppe hat uns kurz vor dem Ziel begleitet. Super!
Reporter: Seid ihr immer noch zufrieden mit Saint Monday nach dieser Reise?
Ms. Saint: Mehr denn je! Es ist wirklich ein gutes Schiff. Wir haben uns zu jedem Zeitpunkt sicher und wohl gefühlt auf ihr, auch als es richtig gewindet hat.
Mr. Monday: Wir sind auch mit unserer Crew ganz zufrieden. Die Neuzugänge haben sich wirklich bewährt. Pedro Olympic, welcher vor kurzem von Agnes Elvström das Amt der Genua übernommen hat harmoniert bestens mit Inga Elvström (Grossegel). Dass es ihm gefällt, sieht man ganz deutlich, auf Vorwindkursen kriegt er immer einen Ständer! Das sei ein Genuabaum, entschuldigt er sich zwar immer, aber er steht trotzdem steif im Wind.
Ms. Saint: Das goldene Lenkrad geht aber eindeutig an unser jüngstes Crewmitglied Ray. Ray Marine hat in Teneriffa als Autopilot angeheuert, da James Autohelm langsam das Pensionsalter erreicht hat. Ray hat das EVO-1 Brevet und das merkt man. Absolut kurstreu.
Mr. Monday: James fährt übrigens trotzdem mit und könnte sofort einspringen, wenn Ray müde wird. Wir wollen schon gerne zwei Autopiloten dabei haben, denn selber steuern zu müssen während 6 oder 14 Tage sehen wir als Sicherheitsrisiko Nr.1. Da wirst zu müde!
Reporter: Es ist also alles gut gelaufen. Nichts kaputtgegangen?
Mr. Monday: Naja, die Reffleine hat plötzlich einen Knall getan. Durchgescheuert. Nix gefährliches, aber ärgerlich. Vor allem, weil wir schon festgestellt haben, dass das die älteste Leine am Rigg ist und tatsächlich schon Ersatz gekauft haben. Nun, in der Backskiste nützt das nichts.
Ms. Saint: Und kurz vor dem Ziel hat uns noch ein Squal überrascht mit Regen und starken Böen. Bei dieser Gelegenheit ist die Aufhängung vom Genaubaum am Mast gebrochen. Aber nur, weil wir diesen fälschlicherweise am Plastikteil angebracht haben statt am Aluteil. Wir werden’s noch lernen…
Reporter: Und jetzt nach dem Landfall? Was macht Ihr jetzt zuerst?
Mr. Monday: Duschen, ich bin ganz salzig und dann Saint Monday waschen, die ist auch ganz salzig.
Ms. Saint: Moment! Vorher noch das Ankerbier!
Reporter: Danke für das Interview.
PS: Dieses Interview hat natürlich nicht so stattgefunden. Das war eine dieser kreativen Ideen...
Aber du, lieber Leserreporter kannst gerne deine Fragen schicken, dann ergänzen wir das Interview.
PPS: Unser Wellnessbereich: